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Riesterrente ist unattraktiv?

Ralph • 24. Februar 2024

Riesterrente: Attraktiver als jeder Aktienfonds - manchmal

Die Zahl der staatlich geförderten privaten Altersvorsorgeverträge ist 2023 auf rund 16 Millionen gesunken. Das zeigt die im Februar 2024 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales veröffentlichte Statistik.

Viele Versicherungsgesellschaften haben ihre Riesterangebote vom Markt genommen. 

Was sind die Gründe für den Rückgang? Ist "riestern" unattraktiv geworden?


Welche Kritik gibt es gegenüber der Riester-Rente?


Ihr wird vorgeworfen, teuer zu sein. Also hohe Abschluss- und Verwaltungskosten zu haben.


Der Vorwurf ist tatsächlich korrekt für eine Reihe von Verträgen und jeder Riester-Sparer sollte seinen Vertrag dahingehend prüfen. Hierzu habe ich auch einen eigenen Blogartikel geschrieben mit dem Titel: Kosten höher als die Beiträge. Der Artikel ist hier verlinkt.


Doch für Verträge die ab 2022 begonnen haben, ist dieser Punkt nicht mehr zutreffend. Denn:

Die Vertriebskosten gibt es in fast allen neuen Riester-Renten-Tarifen nicht mehr. Das hat einen mathematischen Grund:

Der Rechnungszins für Rentenversicherungen wurde zum 1. Januar 2022 von 0,9 % auf 0,25 % abgesenkt. Seitdem können Riester-Renten mit ihrer 100% Garantie auf die eingezahlten Beiträge nicht mehr als Provisionstarif angeboten werden, da die Vertriebskosten zu hoch ausfallen würden, um die Garantie bei diesem Zins noch zu gewährleisten.


Damit ist die Riester-Rente im Vertrieb unattraktiv geworden. Nicht für den Kunden!


Warum sollte ein Versicherungsvermittler eine Lösung anbieten, an der er nichts verdient?

Nur Versicherungsmakler, die auch Vermittlungshonorare vereinbaren können, bieten diese Verträge noch an. Die Abschlusskosten im Vertrag sind nun null Euro. Hinzu gerechnet wird jetzt nur noch das externe Honorar für die Vermittlung.


Auch die Verwaltungskosten im Vertrag sind deutlich gesunken. Der Grund: Vertriebskosten werden in Provisionstarifen teilweise in den Verwaltungskosten verbucht, was jetzt nicht mehr notwendig ist. Und es werden jetzt auch kostengünstigere Kapitalanlagen gewählt, wie dieses Beispiel zeigt: Die freie Anlage kostet lediglich 0,05% der Anlagesumme. Der Fonds für die Beitragsgarantie kommt auf nur 0,5%. In älteren Verträgen sind es häufig 4 x so hohe Kosten auf das angelegte Geld.

Erstes Fazit: Die provisionsfreien Riester-Renten, die es seit 2022 gibt, sind häufig günstiger, als nicht geförderte Rentenversicherung, die jetzt von vielen Vermittlern angeboten werden und die die Riester-Rente möglicherweise schlecht reden oder vielleicht behaupten, dass es Riesterrenten gar nicht mehr gäbe.


Der zweite Vorwurf: Riester-Renten haben eine geringe Rendite


Die Auswahl der Fonds und die Sicherung der Kapitalgarantie beeinflussen die Rendite. Langfristig orientierte Anleger, die auf Garantien verzichten, kommen auf signifikant höhere Renditen, als Sparer, die auf die Sicherheit von Garantien setzen. Bei Riester-Renten ist eine 100%ige Beitragsgarantie gesetzlich verankert. Eine reine renditestarke Anlage ist somit nicht möglich. Sie muss mit einem Sicherheitsbaustein kombiniert werden, der das Ergebnis nach unten zieht. 

Die rote Linie zeigt den Verlauf eines Aktienfonds. Die blaue Linie zeichnet den Verlauf des Garantiefonds. Rot schwankt erheblich mehr, hat aber über 10 Jahre die dreifache Wertentwicklung.

Der Riestersparer ist je nach Vertragslaufzeit und Alter durchaus zu 80-90% in der blauen Linie investiert.


An dieser Stelle kommt die entscheidende Weiche, ob sich ein Riester-Vertrag lohnt und das Ergebnis des freien Fonds sogar noch übertreffen kann.


Und hier kommt die staatliche Förderung in Form von Zulagen und Steuerentlastung ins Spiel.

Hier soll nun nicht auf die Einzelheiten der Förderung eingegangen werden, sondern an einem Beispiel gezeigt werden, wann eine Riesterrente hoch attraktiv sein kann. Grundsätzlich kann man sagen:


Für jeden, der ein hohes Einkommen und keine Kinder oder der ein geringeres Einkommen und Kinder hat, ist "riestern" potentiell besonders interessant.


Hier das Beispiel für eine Mutter, die in Teilzeit arbeitet und ein Kind hat. Sie selbst zahlt seit 11 Jahren lediglich 60 Euro im Jahr in den Vertrag, um jährlich eine Förderung von 475 Euro in den Vertrag zu erhalten.

Da der Vertrag seit 11 Jahren besteht, ist es also auch noch ein alter Provisionstarif. Das ist auch der Grund, warum das Vermögen nach 11 Jahren gegenüber den Gesamteinzahlungen noch leicht im Minus ist. Das wäre bei den neuen Tarifen natürlich nicht mehr der Fall.

Schaut man sich jedoch das persönliche Ergebnis an steht dem Einsatz von 720 Euro ein Guthaben von 4559 Euro gegenüber.


Würde man hier nun eine Renditeberechnung machen, wäre das Ergebnis 30,56% pro Jahr. Somit dreimal höher als der Aktienfonds, der sich um knapp 10% pro Jahr nach oben entwickelt hat. Ein unumstritten hervorragendes Ergebnis - und das versehen mit einer Garantie.

Dieser Fall lässt sich nicht auf jede andere persönliche Situation übertragen, er ist aber auch kein Einzelfall. Darum sollte jeder prüfen, ob er oder sie zu den Profiteuren bei Riester-Verträgen gehört.


Bleibt der letzte Kritikpunkt:

Um von der Riester-Rente zu profitieren, müssen Sparer sehr alt werden


Auch hier gilt: Es kommt auf die Kosten des Vertrages und die persönliche Situation an. Im obigen Beispiel bräuchte die Sparerin nur 2 Jahre im Ruhestand leben, um mit den gezahlten Renten bereits im Plus zu liegen gegenüber den vorher eingezahlten Eigenbeiträgen.


Fazit insgesamt: Wie sie oft im Leben. Pauschale Kritik ist nicht angebracht. Ganz im Gegenteil. Eine Riesterrente kann für den einen uninteressant und für die andere hoch attraktiv sein. Wer seine Altersvorsorge plant, sollte also in jedem Fall auch diesen Baustein in Betracht ziehen.


Wer einen unattraktiven Vertrag besitzt, kann das Guthaben dort herausholen und in einen neuen provisionsfreien Tarif fließen lassen. Das Vermittlungshonorar hierfür hat sich schnell amortisiert.


von Ralph Audörsch 17. Februar 2024
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